Als Berater und Dozent in der Weiterbildungsbranche habe ich oft die Sorge, den Anschluss an aktuelles Wissen oder das Gefühl für Trends zu verlieren. Einen gehörigen Teil meines Arbeitsalltages fülle ich also mit Recherchen und Lesen. Die Welt ist zu einem Chaos an Informationen geworden (siehe „The Age of the Informavore“, Frank Schirrmacher auf www.edge.org), das von einem Einzelnen kaum zu überblicken ist. Wir müssen also lernen, klug zu entscheiden, wie wir unsere kostbare Lernzeit verwenden („Zeit ist Geld“ Zitat Dagobert Duck). Daher habe ich hier einige Tipps gesammelt, wie man sich gut und effizient auf dem Laufenden halten kann. Weil die Tipps für mich funktionieren, muss für Sie nicht das Gleiche gelten, vielleicht finden Sie aber den ein oder anderen Punkt nützlich.
Für das Bildungsbusiness ist in meinen Augen intellektuelle Breite sicher von größerem Nutzen als enges, detailliertes Fachwissen und so ist meine Recherche auch ausgerichtet.
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Lesen Sie jeden Tag 15 Minuten Handelsblatt, Financial Times Deutschland, FAZ oder SZ. Es bringt nichts, die Zeitung von der ersten bis zur letzten Seite durchzulesen. Scannen Sie die Überschriften und lesen Sie die wichtigsten Artikel. Suchen Sie nach Informationen über Ihre Kunden. Vergessen Sie den Kulturteil nicht. Für den Small talk können die Sportergebnisse hilfreich sein. Schaffen Sie ein Ablagesystem für Ideen, Themen und Zitate. Schneiden Sie aus oder kopieren Sie! Beim Verfassen Ihrer Werbetexte und Artikel werden Sie glücklich sein, diese Unterlagen zu haben.
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Wenn Sie ein regionaler Anbieter sind, sollten Sie die Tageszeitung abonnieren. Die Wirtschaftsnachrichten und die amtlichen Bekanntmachungen sind wichtige Informationsquellen. Mehr als 10 Minuten sollte man aber nicht investieren. Legen Sie eine Sammelmappe an und stecken Sie wichtige Ausschnitte / Informationen hinein.
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Einmal am Tag sollten Sie eine Nachrichtensendung ansehen. Hier ist mittlerweile das Internet in der Nachrichtenqualität und der Bildqualität ausreichend. Daher verzichte ich zuhause bewusst auf einen Fernseher.
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Ein Fachbuch oder Businessbuch pro Monat. Hier sollte Unterhaltung erst an zweiter Stelle stehen. Auch fachfremde Bücher, General Management Ratgeber, Biographien oder Geschichtsbücher sind hier sehr geeignet. (persönliche Empfehlungen: Tom Peters, Re-Imagine! / Steven Runciman, Geschichte der Kreuzzüge / Roberto Mangabeira Unger, The Self Awakened: Pragmatism Unbound )
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Lesen Sie wenigstens ein weiteres Buch pro Monat. Hier steht die Unterhaltung im Vordergrund. Wichtig ist aber auch, dass das Denken aus den festen Bahnen herausgerissen wird und man ein flexiblerer Denker wird. Daher sehe ich Lektüre von Romanen, obwohl sie viel Spaß macht, als elementaren Bestandteil meiner Selbstbildung. (persönlicher Tipp: Jon K. Stefansson, Der Sommer hinter den Hügeln / Marcel Proust, In Swanns Welt, Charles Stross, Accelerando)
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Schauen Sie sich die neuesten Kinofilme an. Außer guter Unterhaltung bekommen Sie einen guten Eindruck davon, wohin sich die Gesellschaft entwickelt. Hier sind Hollywoodfilme nach wie vor bestes Lehrmaterial.
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Falls Sie über ein Wort stolpern, das Sie nicht kennen, notieren Sie es und schauen Sie es später nach. Ein großer Wortschatz ist ein nicht zu unterschätzender Reichtum und ein klares Zeichen von hoher Intelligenz. (Trotz Wikipedia empfehle ich ein gutes Lexikon zu hause zu haben. Oft findet man in alten Lexika Dinge, die heute fast verloren sind. Tipp: Meyers Lexikon dritte oder vierte Auflage ab 1874 – 1892, antiquarisch oft günstig zu haben. Wer doch lieber den Computer nutzt, kann es auch online einsehen unter www.retrobibliothek.de)
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Nehmen Sie sich Zeit, aktuelle Themen mit Freunden, Kollegen oder Familienmitgliedern zu diskutieren. Planen Sie dafür tatsächliche Termine. Nehmen Sie nach dem Vorbild der Debatierclubs auch einmal die Gegenposition zu ihrer Überzeugung ein. Solche Debattierabende führen immer zu neuen Einsichten, oder helfen alte Ansichten schärfer zu formulieren.
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Entwickeln Sie Ihren Bekannten- und Freundeskreis so, dass Sie sich immer bemühen müssen Schritt zu halten. Selbstzufriedenheit als beständiges Lebensgefühl lähmt Ihr Wachstum.
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Schreiben Sie Artikel, Fachaufsätze und Positionspapiere. Das geschriebene Wort zwingt zu großer Genauigkeit und schult das analytische Denken. Zudem wird Ihr Know How oft durch die Recherche von Zitaten und Zahlen vertieft und strukturiert. Auch wenn Ihr Text nicht publiziert wird, werden Sie ihn irgendwann nutzen können, etwa in Präsentationen und Vorträgen.
Autor: Peter Kuhn,
www.bildungsbetrieb.de