Klassiker neu betrachtet (3): Antike, Philosophie & die Gegenwart

Berlin ist immer (noch) eine Reise wert, insbesondere wenn eine hervorragend besetzte Tagung zum Thema ARNO SCHMIDT UND DIE ANTIKE angeboten wird.

An der Freien Universität Berlin unternahm es Prof. Dr. Klaus Geus vom Lehrstuhl für Historische Geografie des antiken Mittelmeerraumes, im Rahmen einer öffentlichen Tagung (am 28. und 29. Mai 2010) den deutschen Schriftsteller Arno Schmidt (1914 – 1979) und dessen Bild von der Antike einmal interdisziplinär unter die Lupe zu nehmen. Unterstützt wurde er dabei von Kolleginnen und Kollegen diverser Fachbereiche und Nationalitäten bzw. ausgewiesenen Schmidt-Fachleuten.

Schon das launige Grußwort von Prodekan Jörg Klinger ließ erkennen, dass Arno Schmidt nicht nur unter Germanisten viele Freunde hat. Die Arno Schmidt Stiftung (Bargfeld) unterstützte das Projekt nicht nur finanziell, sondern war durch Susanne Fischer vertreten, deren Detail- und Spezialkenntnisse zu Schmidts Nachlass immer wieder gefragt waren.

Aus sieben sehr unterschiedlichen Blickwinkeln wurden nun vor allem die vier Erzählungen Schmidts, die in der Antike angesiedelt sind („Enthymesis“, „Gadir“, „Alexander“ und „Kosmas“), betrachtet: Sprache, Philosophie, Geodäsie, Architektur, Historie, Philologie – die Reihe der angesprochenen Themen ließe sich noch lange fortsetzen. Das Engagement der Vortragenden griff schnell auf das zahlreich anwesende Publikum über, was sich in den intensiven Diskussionen nach jedem Beitrag zeigte, die häufig in den sich anschließenden Kaffeepausen fortgeführt wurden.

Als besonderer „Glücksgriff“ erwies sich die Einladung von Gregor Eisenhauer, der, da selbst Autor und über Arno Schmidt sowohl „zum Lesen als auch wieder davon abgekommen“, sich in einer „Typologie des Lesers“ versuchte: Selten wohl wurde auf einer „trockenen“ akademischen Tagung so herzhaft gelacht!

ARNO SCHMIDT UND DIE ANTIKE zeigte aufs Schönste wie sich durch Phantasie und Offenheit neue Wege in der akademischen Forschung eröffnen lassen: Wenn Universität, Excellence Cluster TOPOI und private Stiftungen Hand in Hand arbeiten und ihre Ergebnisse in Form einer solchen öffentlichen Veranstaltung vorführen, dann kann auch der „normale Bürger“ auf positive Weise nachvollziehen, wofür seine Steuergelder verwendet werden.

Auf den bereits in Arbeit befindlichen Tagungsband darf man sich jedenfalls freuen!

 Herrmann Ibendorf

www.temporamores.de

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