von Konrad Paul Liessmann
zwar schon 2006 erschienen, ich habe es aber erst jetzt gelesen. Eine scharfe Analyse unserer Bildungslandschaft von dem bekannten Wiener Philosophen.
Meine eigenen Gedanken stets bekräftigend, aber mit schöneren Worten. Viele Schläge für PISA, Bologna und Credit Points.
Ein Lese Muss für Bildungsarbeiter und alarmierend für alle Anderen.
Hier zur Bekräftigung meines Lobes ein paar meiner Lieblingszitate aus dem Buch:
weil Wissen von jedermann erworben und in den Wettbewerb geworfen werden kann, fallen endlich alle Klassenschranken, jeder ist im Besitz des wichtigsten Produktionsmittel dieser Gesellschaft: Wissen. Wer nun ans Ende der sozialen Stufenleiter gerät, kann sich nicht mehr auf Eigentumsverhältnisse, Gewalt oder Ausbeutung ausreden: er hat nur schlicht zu wenig oder zu langsam oder das Falsche gelernt.
Wer behauptet, er wisse alles, was man wissen muss, wird nicht lange warten müssen, um nachgewiesen zu bekommen, dass er vieles, was man wissen müsste, nicht weiß.
Die Aneignung von Wissen kann nicht spielerisch erfolgen, weil es ohne die Mühe des Denken schlicht und einfach nicht geht. Aus diesem Grund kann Wissen auch nicht gemanaged werden.
Der Wissensarbeiter entpuppt sich als Phänotyp eines Wandels der nicht dem Prinzip des Wissens, sondern dem der industriellen Arbeit gehorcht. Es ist nicht der Arbeiter der zum Wissenden, sondern der Wissende, der zum Arbeiter wird. Wäre es anders, würde man Unternehmen in Universitäten und nicht Universitäten in Unternehmen verwandeln.
und hier ein echter Tiefschlag:
Dass sich die einstigen Zentren des Wissens, die Universitäten, zunehmend an Unternehmensberatungen wenden, um ihre Reformprozesse begleiten und strukturieren zu lassen, zeugt nicht nur von einer erbärmlichen Anpassung an die alles beherrschende Sprache des Coaching, Controlling und Mentoring, sondern auch von einer Blindheit gegenüber einer Ideologie, deren kritische Demontage einstens zu den Aufgaben gesellschaftswissenschaftlichen Wissens gehört hätte. Wer zusieht, wie Universitätsfunktionäre jede noch so dumme ökonomistischen Phrase aus dem Repertoire der Heilslehren des New Management beflissen adorieren, muss sich über die einstige Willfährigkeit der Intelligenz gegenüber anderen ideologischen und totalitären Versuchungen nicht mehr wundern.