Lesetipp

Sein Nachfolger (Ridwans von Aleppo) war sein Sohn Alp Arslan, ein schwacher, verderbter und grausamer Knabe von sechzehn Jahren, der sich völlig in der Hand seines Lieblingseunuchen Lulu befand.

Wenn ich solche Zeilen lese bin ich beinahe mit unserer Bundesregierung zufrieden. Diese wunderbare Distanzerzeugung zu gegenwärtigem Geschehen ist der Grund, warum ich gelegentlich gerne zu Geschichtswerken greife. Gerade lese ich zum zweiten Mal das große Werk des britischen Gelehrten Sir Steven Runciman

, „Geschichte der Kreuzzüge“. Dieses Standardwerk hat die Qualität eines Abenteuerepos und gibt tiefen Einblick in die Geisteswelt des Mittelalters in Europa, an der Levante und im vorderen Orient. Viele, sonst schwer verständliche, Verquickungen zwischen Orient und Okzident werden hier erst richtig deutlich.
Man staunt, mit welchem Eifer und welcher Selbstverständlichkeit man damals an Mammutaufgaben heranging und verzweifelt umsomehr am Aktionismus und der kleinen Perspektive heutiger Regierungsarbeit. Dies ist aber keine Aufforderung zu einem neuen Kreuzzug, sondern zum Lesen dieses bereichernden Werkes.

Schutzumschlag der 1989 Ausgabe bei Beck