Neues auf meinem Büchertisch (155)

Die neueste Ausgabe von phantastisch!, des momentan lesenswertesten Science-Fiction-Magazins in Deutschland, ist soeben erschienen. Das Heft 39 ist inhaltlich etwas konzentrierter als die letzten Ausgaben, d. h. es gibt neben den üblichen Kurznachrich­ten, zwei Stories und vielen Buchbesprechungen diesmal nur drei Interviews (mit Steven Savile, Michael Peinkofer und Stephan R. Bellem), dafür aber einige längere Artikel, die sich recht ausführlich mit ihren Themen beschäftigen.

Der umfangreichste Beitrag ist von  Horst Illmer und geht der Frage nach, ob vier Romane mit jeweils weit über eintausend Seiten die „Science Fiction-[Leser]“ an ihr „Limit“ führen. Die stilkritische Untersuchung beschäftigt sich überaus gekonnt und lesenswert mit Texten von Thomas Pynchon, David Foster Wallace, Stephen King und dem deutschen Bestsellerautor Frank Schätzing – und mit der Frage, warum backsteingroße Fantasy-Romane es so viel leichter haben als umfangreiche Science-Fiction-Texte.

Weitere Highlights dieser Ausgabe: Der Altmeister Achim Schnurrer widmet sich den phantastischen Erzäh­lungen des Altmeisters Voltaire und der wie immer rührige Christian Endres nimmt den „Samurai“-Comic von Ron Marz und Luke Ross unter die Lupe, ist der Interviewpartner von Steven Savile und findet auch noch Zeit einen klassischen Will Eisner-Comic zu besprechen.

Für die Primär-Literatur sind diesmal Michael Johann Bauer und Sven Klöpping zuständig, deren Erzählungen „Der Worthauer“ und „Die Invasion der Sprachen“ sich auf phantastische Weise mit der Linguistik beschäftigen.

Unter den weiteren Aspekten, die in der neuen phantastisch! behandelt werden, findet der interessierte Leser Beiträge über Terry Pratchett-Hörbücher, Meilensteine des phantastischen Films, die Bewohner von Geisterhäusern und den Ursprung des Horrors – mehr kann man von einem einzelnen Heft kaum erwarten.

Die Mischung stimmt in dieser Sommer-Nummer von phantastisch! und auch wenn uns der Lindwurm auf dem gelungenen Titelbild von Michael Gottfried die gespaltene Zunge zeigt, gilt: Unbedingt Empfehlenswert!

ZITAT

 „Niemals, niemals hätte ich dieses eine Wort lesen dürfen, dieses Wort, das mein Verderben war. Unmerklich hatten bereits die Stäbe meines Käfigs begonnen, näher zusammenzurücken und mich zynisch anzugrinsen, mir, heimtückisch und voll Schadenfreude, die Luft zum Atmen abzuschnüren. Wissen war nicht alles, niemals hatte ich begehrt zu erfahren, was mir für immer versagt bleiben musste.“

Michael Johann Bauer – „Der Worthauer“ (in phantastisch! No. 39, S. 53)

  

Herrmann Ibendorf

www.temporamores.de

Für Datenhungrige:

 phantastisch! neues aus anderen welten. No. 39

10. Jahrgang, Ausgabe 3: 2010, 68 Seiten, Vierfarbumschlag

Erscheint vierteljährlich im Verlag Achim Havemann

ISSN 1616-8437

Einzelheft: 4,90 Euro

Abonnement: 16,40 Euro + Porto/Jahr