Der Volksmund sagt: Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
Wie Klaus Ungerer und Susanne Berkenheger in DRÜCKEN SIE BITTE DIE EINS aufzeigen, ist Galgenhumor oftmals die einzig mögliche Herangehensweise an das, was deutsche Dienstleistungsunternehmen und Energieversorger als „Kundendienst“ und „Serviceleistungen“ zu bezeichnen pflegen.
Die Journalisten Berkenheger und Ungerer betreiben von Berlin aus die Textagentur glossendienst und arbeiten unter anderem bei SPIEGEL ONLINE in der „Spam“-Redaktion mit. Ihre vielfältigen eigenen Erfahrungen mit Unternehmen aus den Bereichen Telekommunikation, Nah- und Fernreisen, Post- und Paketdienste, Energieversorgung, Banken und Versicherungen ergaben, vermehrt um Anekdoten und Erlebnisberichte von Freunden und Bekannten, die Grundlage für ihre soeben als Ullstein-Taschenbuch erschienene „Fallsammlung“ DRÜCKEN SIE BITTE DIE EINS.
Der Untertitel „Willkommen in der Servicehölle“ verrät bereits die grobe Stoßrichtung, in die das Buch geht: Das was jeder von uns schon einmal am eigenen Leib erfahren hat und für einen Einzelfall hielt, hat in Wahrheit Methode und ist die Norm!
Anhand von Selbsterlebtem, und unter vollem Einsatz aller dem investigativen Journalismus zur Verfügung stehender Methoden, beschrieben die beiden Autoren, wie sich hierzulande Unternehmen gegen Kunden abschotten, die Ansprüche geltend machen wollen oder einfach nur Fragen haben. Dass dabei vor allem immer wieder die Callcenter im Mittelpunkt der Kritik stehen, ist bezeichnend für den traurigen und ernsten Hintergrund, der, trotz der unterhaltsam geschriebenen und wegen ihres hohen Humor- und Satiregehaltes wunderbar zu lesenden Geschichten, einen bitteren Geschmack hinterlässt.
Denn eines lernt man aus den hier aufgezeichneten Erfahrungsberichten: Es gibt leider kaum einen Hebel, den man ansetzen könnte, um den von den Firmen oftmals lauthals versprochenen Service auch einfordern zu können. Es sei denn, alle Kunden kaufen sich dieses Buch, vernetzen sich untereinander und treiben die Konzerne mit ihrer geballten Macht (z.B. Boykottaufrufen) zur Einsicht, dass der beste Kunde ein zufriedener Kunde ist – schön wär’s ja.
ZITAT
„Wir konnten nicht nur keinerlei tragfähige Überlebensstrategien entwickeln, sondern verloren auch noch unsere letzten verbliebenen Überzeugungen.“
Klaus Ungerer & Susanne Berkenheger – DRÜCKEN SIE BITTE DIE EINS. (S. 236)
Herrmann Ibendorf
Für Datenhungrige:
Klaus Ungerer & Susanne Berkenheger
Drücken Sie bitte die Eins.
Willkommen in der Servicehölle.
Originalausgabe
Berlin, Ullstein, 2011, 240 S.
ISBN 978-3-548-37416-1 / 8,99 Euro