Würzburg als letzte grüne Oase inmitten einer endlosen fränkischen Wüste – nach unzähligen Auftritten in historischen Romanen, Krimis mit Lokalkolorit, Klassikern der Moderne, ja sogar in der Gegenwarts-Fantasy, hat es die unterfränkische Wein-Metropole nun endlich auch einmal zum Schauplatz eines Science-Fiction-Thrillers geschafft.
Der 1960 in Niedersteinbach geborene Matthias Hahn (seit mehr als 30 Jahren Würzburger, bekannt u. a. als Regisseur und Schauspieler auf hiesigen Kleinkunstbühnen, Verfasser eines Bandes mit phantastischen Kurzgeschichten) schildert die wenig erfreuliche Zukunft Würzburgs in seinem soeben im Buchverlag Peter Hellmund erschienenen Roman CRISTOS‘ HIMMELFAHRT.
Im Jahr 2088 hat die Umweltzerstörung dazu geführt, dass sich das Klima radikal verändert hat. So wurde aus Franken eine Sandwüste – und aus Würzburg eine Art Plastik-Disneyland. Die politische Struktur der Welt ist verändert: Riesige Konzerne haben die Macht übernommen, die Polizei ist privatisiert, ihre Mitarbeiter werden durch Prämien angespornt.
Auch Kriminalkommissarin Emma Lind denkt zuerst nur an die möglichen Boni, als im Sand um Würzburg gleich acht Leichen entdeckt werden. Doch als sich herausstellt, dass unter den Toten auch Ruthlene Handsome ist, Vorstandsmitglied der Heaven Corp, einem der weltgrößten Konzerne, schlägt ihr Spürsinn Alarm …
Um den Mord an Handsome aufzuklären, muss Emma Lind bei Heaven Corp ermitteln – und dazu muss sie nicht nur mit dem „Space Elevator“ in den Weltraum fahren, sondern auch gutgläubige Heaven Corp-Mitarbeiter wie Cristos Mandrakos „bekehren“ und sich gegen sehr reale „Engel“ zur Wehr setzen. Es ist offensichtlich gar kein so großes Vergnügen, im Himmel zu sein …
Matthias Hahn ist mit CRISTOS‘ HIMMELFAHRT ein gut durchdachter, flott zu lesender und zum Nachdenken anregender SF-Thriller gelungen, mit dem er zeigt, dass solche Bücher nicht immer in New York, London oder Moskau spielen müssen.
Auch die fränkische Provinz hat ihr utopisches Potenzial …
ZITAT
„Na, ist das Leben nicht wunderbar? … Hier tut keiner keinem was. Alles in bester Ordnung, das können Sie mir glauben. Ich arbeite schon seit achtzehn Jahren bei der Würzburger Polizei, ich weiß das.“
Matthias Hahn – CRISTOS‘ HIMMELFAHRT. (S. 26)
Herrmann Ibendorf
Für Datenhungrige:
Matthias Hahn
Cristos‘ Himmelfahrt. Roman.
Würzburg, Buchverlag Peter Hellmund, 2011, 230 S.
ISBN 978-3-939103-33-2 / 10,90 Euro