Neues auf meinem Büchertisch (175)

Das war eine herrliche „Begegnung der 3. Art“ – neulich in der Würzburger Uni-Bibliothek –, die Lesung von und anschließende Diskussion mit Dietmar Dath.

Dath, seines Zeichens Schriftsteller und Journalist, Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Autor diverser Bestseller (zuletzt DIE ABSCHAFFUNG DER ARTEN, Suhrkamp, 2008), las aus unveröffentlichten Texten vor – und dies gezielt in der Absicht, deren Wirkung auf sein Publikum zu überprüfen. Spannend also. Die „Werkstatt“-Diskussion war lebhaft und zeigte einen eloquenten, geistreichen Menschen, der gerne über sich und seine Arbeit spricht, gleichzeitig aber sehr Empathisch auf sein Publikum eingeht.

Da traf es sich dann außerordentlich gut, dass auf dem Büchertisch auch ein Buch präsentiert wurde, das mir noch unbekannt war: DIETMAR DATH – ALLES FRAGEN, NICHTS FÜRCHTEN (Verlag Das Neue Berlin, 2011) von Martin Hatzius. Ein Interview über 240 Seiten!? Etwaige Bedenken ob dieser doch sehr ungewohnten Länge zerstoben bereits nach wenigen Seiten, danach war nur noch „durchfressen“ angesagt.

Natürlich hat es geholfen, dass Dath (Jahrgang 1970 und aus Baden-Württemberg stammend) viele literarische Hausgottheiten anbetet, die auch in meinem Schrein stehen, und natürlich war es spannend, das Leben dieses hochintelligenten jungen Mannes quasi Live „mit zu verfolgen“. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass man auch ohne nähere Kenntnis von Autor und Werk viel Vergnügen an diesem Buch haben kann. Martin Hatzius gelingt es nämlich in sehr unaufdringlicher Weise den „Dampf-Plauderer“ Dath am Reden zu halten. Manchmal fragt er mehrmals nach, wenn Dath eine Lebensstation etwas zu schnell „abhaken“ will, größtenteils braucht es jedoch nur wenige Stichworte und die Geschichten fließen.

Wie alle wirklich guten Erzähler macht auch Dath seine Anekdoten und Pointen an realen Personen fest, erzielt so größtmögliche Wirkung und macht selbst aus so trockenen Themen wie etwa einem Redaktionsalltag in Frankfurt unterhaltsame Information.

Vergnüglich und kurzweilig erhält man so einen Überblick über das bisherige Leben eines interessanten Menschen, der sicher nicht nur Aufgrund seiner Stellung als FAZ-Redakteur und Suhrkamp-Autor zu den wichtigen Stimmen unter Deutschlands Meinungsmachern gehört.

ZITAT

„Es gibt doch nichts Einfacheres, als in die Bild-Zeitung zu kommen. Ich muss nämlich einfach nur auf der nächsten Buchmesse auf irgendeinem Suhrkamp-Empfang dem Peter Handke eine runterhauen,  dann stehe ich in der Bild-Zeitung.“

Dietmar Dath – ALLES FRAGEN, NICHTS FÜRCHTEN (S. 64)

 

Herrmann Ibendorf

www.temporamores.de

 

Für Datenhungrige:

 Martin Hatzius

DIETMAR DATH – ALLES FRAGEN, NICHTS FÜRCHTEN.

Berlin, Das Neue Berlin, 2011, 240 S.

ISBN 978-3-360-02125-0 / 17,95 Euro