Die Futurologie („Wissenschaft von der Zukunft“) gilt ja den Meisten als die respektablere Schwester der etwas älteren Science Fiction („Zukunftsliteratur“), weshalb sie – zumindest in Krisenzeiten – mit ihren „Ergebnissen“ in der Öffentlichkeit schon immer etwas mehr Gehör findet.
Eine ganze Seite im Wirtschaftsteil der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 15. Mai 2010 wurde für „Die Alternative“, Philip Plickerts „Zukunftsszenario“, freigeräumt. Die griechische Fahne vor der Akropolis-Ruine bebildert symbolträchtig den wirtschafts-futurologischen Essay, in dem Plickert aus einer zirka ins Jahr 2014 vorausgedachten Zukunftsperspektive auf die Jahre 2009 bis 2013 „zurückblickt“.
Dabei betätigt sich Plickert als Augur, der die Auswirkungen des sogenannten „Rettungspaktes“ zur Stabilisierung des Euro in Augenschein nimmt. Seine „Erkenntnisse“ aus dem „Rückblick“ lassen vermuten, dass auch die gigantische 750-Milliarden-Euro-Sicherheitsgarantie einen Pyrrhussieg darstellt und wirkungslos verpufft und der griechische Staatsbankrott bis spätestens 2013 eine „historische Tatsache“ darstellen wird.
Dann betätigt sich Plickert noch kurz als delphisches Orakel und sieht einen Ausstieg der „Hartwährungsländer“ (Deutschland, Österreich, die Benelux-Staaten, Finnland, Tschechien und Polen) aus dem Euro-Verbund vorher. Ausgestattet mit einer neuen Binnenwährung lässt dieser „Hartwährungsblock“ den anderen Staaten Europas die für sie nötige Zeit, sich zu erholen, und treibt das eigene Wirtschaftswachstum energisch voran.
Ganz deutlich wird hier der Meinung Ausdruck gegeben, die mit den Verträgen von Maastricht geschaffene Euro-Währung sei ein Danaer-Geschenk gewesen.
Es bleibt allerdings die Frage, ob das Zurückgeben dieses „Geschenks“ tatsächlich „Die Alternative“ ist?
Herrmann Ibendorf
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