Then the bird said, `Nevermore.‘

 

„Jeder kennt sie, kaum einer mag sie. […] Sie scheinen überall schon dagewesen zu sein, wo man gerade hinkommt. Ob morgens im Dunkeln am Nordkap, mittags in einem Wald in Neu-Kaledonien oder an einem gottverlassenen Ort in der öden Weite Alaskas: Irgendwann tauchen Krähen auf und tun bestimmt nicht so, als sei ihnen die Gegend genauso fremd wie den Menschen, die diese Winkel zum ersten Mal betreten. […] Man könnte auch sagen: Die Kulturgeschichte der Menschen vollzieht sich unter der Beobachtung der Krähen.“ (S. 7/8)

 

Riechelmann-Krähen

 

 

Ein Sachbuch über Krähen – aber ein sehr ungewöhnliches Sachbuch. Hinterher ist man klüger und weiß vermutlich so gut wie alles, was es über Krähen zu wissen gibt, aber mittendrin im Buch, während man sich von Kapiteln über das Sozialverhalten der Vögel („Die Krähen vom Kreuzberg“) und ihrer Bewunderer („Konrad, die Krähe“) zum Vorkommen in artifiziellen Medien („Hitchcock und die bösen Krähen“) vorarbeitet – da mittendrin denkt man gar nicht daran, dass KRÄHEN ein Sachbuch sein könnte. Viel zu persönlich, unterhaltsam und – ja – mitreißend ist der Text von Cord Riechelmann geschrieben. So gar nicht, was man hierzulande unter „Wissenschaft“ versteht. Dafür sehr viel von der englischsprachigen Tradition der gut lesbaren Wissensvermittlung geprägt.

 

Ein außergewöhnliches Buch, zudem ungewöhnlich schön aufgemacht (Dank an Frau Schalansky), mit vielen tollen Abbildungen und einer Literaturliste, die neben ornithologischen Fachwerken auch Prosatexte enthält. Denn den Rabenvögeln entgehen wir – Nimmermehr!

 

 

Herrmann Ibendorf

www.temporamores.de

 

 

 

Bibliografisches:

 

Cord Riechelmann

KRÄHEN. Ein Portrait.

Berlin, Matthes & Seitz, 2013, 156 S.

Reihe Naturkunden, No. 1; hrsg. v. Judith Schalansky

ISBN 978-3-88221-048-4